Mercedes-AMG GLC 63 Coupé im Test: der letzte seiner Art?

9 Minuten Lesezeit

Trotz aller politischen Bemühungen und Appelle boomt kein Segment so wie das der SUV. Insbesondere hochgezüchtete und Performance SUV wie das GLC 63 Coupé erfreuen sich großer Beliebtheit. Vermutlich nicht ohne Grund, denn die aktuelle Generation der Mittelklasse SUV aus Stuttgart dürfte mit dem 4,0 Liter V8 Motor „die letzte ihrer Art“ sein. Zukünftige Generationen werden mit Sicherheit auf kleinere Motoren und Elektrifizierung setzen.

Wir haben uns mit der 2019 veröffentlichten Modellpflege des GLC 63 als Coupé eine Ausfahrt genehmigt und werden von unseren Erfahrungen im Folgenden berichten.

Neuerungen zur Modellpflege des 63er

Das Facelift des GLCs haben wir in einem vorherigen Video bereits ausführlich diskutiert. Doch es gibt auch einige spezifische Neuerungen für das Topmodell des GLCs. In Bezug auf die Optik bekommt der GLC 63 einen neuen Kühlergrill, der weiterhin im Panamericana-Stil gehalten ist, aber sich von der Form leicht verändert hat. Er ist jetzt unten statt oben breiter, womit das Fahrzeug optisch noch breiter auf der Straße steht. Am Heck fällt die noch größere Abrisskante auf, die optional in glänzen Schwarz erhältlich ist, was in unserem Fall einen sehr schicken Kontrast zur Selenitgrau Magno Lackierung bietet. Außerdem wurden die trapezförmigen AMG Endrohrblenden etwas größer. Bereits bekannt sind hingegen die neuen Scheinwerfer und Rücklichter des Facelifts.

mercedes glc 63 amg coupe test 1

Das Selenitgrau Magno passt sehr gut zum GLC 63 Coupé.

Im Innenraum sind die Änderungen vor allem hinter der Fassade versteckt. Der GLC 63 hat nämlich das bekannte MBUX System inklusive Touchpads, Touchscreen und Sprachsteuerung erhalten. Das ist ein signifikanter Fortschritt zum veralteten Comand System (NTG 5.2) und auch deutlich besser als das verbesserte Comand (NTG 5.5) in der Modellpflege der C-Klasse. Dadurch ist neben dem gewachsenen Hauptbildschirm jetzt auch ein digitales Cockpit verbaut. Dieses bietet eine optionale AMG UI mit zentralem Drehzahlmesser.

Neben des technischen Sprungs darf auch das neue Lenkrad nicht unerwähnt bleiben, denn AMG verbaut jetzt das schicke Performance Lenkrad, dass optisch wesentlich hochwertiger aussieht und optional mit Displaytasten bestellt werden kann. Letztere ermöglichen einen schnellen Wechsel der Fahrprogramme oder Einstellungen für Fahrzeugfunktionen wie die Klappensteuerung.

Herausragende Fahrdynamik und brachialer Vortrieb

Das große Highlight des GLC 63 AMG ist definitiv der Antriebsstrang. Der bekannte 4,0 Liter V8 Biturbo Benziner leistet stolze 476 PS, 650nm und katapultiert das über 2 Tonnen schwere SUV in 4,0 Sekunden auf Tempo 100. Dank des Allradantriebs „4 Matic“ gelingt dies dem großen SUV bei trockener Fahrbahn auch ohne Traktionsprobleme. Grundsätzlich fährt sich der GLC trotz des hohen Gewichts und des erhöhten Schwerpunkts sehr agil. Schnelles Kurvenfahren oder hohe Geschwindigkeiten auf der Autobahn fühlen sich an wie auf Schienen. Dazu leisten sicherlich auch die riesigen 21 Zoll Schmiederäder ihren Beitrag mit 265 (vorne)  bzw. 295 (hinten) Reifen. Abgeriegelt ist der GLC übrigens bei 250 km/h. Optional kann dieses Limit mit dem Drivers Package auf 270 km/h angehoben werden.

mercedes glc 63 amg Schmiederäder 21

Die 21 Zoll Schmiederäder von AMG stehen dem GLC ausgesprochen gut.

Wem diese Fahrwerte nicht reichen, der bekommt übrigens mit dem 510 PS starken S Modell eine Höchstgeschwindigkeit von 280 km/h sowie 700nm Drehmoment und die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h ist mit 3,8s ebenfalls minimal besser.

Das AMG Luftfahrwerk und das Hinterachssperrdifferential leisten ebenfalls einen Beitrag für den stabilen Ritt über den Asphalt. So kann das Fahrwerk einerseits komfortabel sein im Comfort Modus, aber auch extrem hart. Weiterhin sollen dadurch in den sportlichen Fahrmodi die Wank- und Neigungsbewegungen reduziert werden. Das verhilft dem GLC 63 ebenfalls zu dieser stabilen Kurvenlage.

Zuletzt ist noch die Bremsanalge zu loben, die sehr direkt und straff reagiert. Womit sich der über 2 Tonnen schwere SUV schnell ausbremsen lässt. Optional wird auch eine Keramikbremsanlage angeboten, welche nochmal einen drauf setzen sollte.
Technische Daten:

Modell GLC 63 4Matic Coupé
Motorbauart 4,0-Liter-V8 mit Biturbo-Aufladung
Getriebe AMG SPEEDSHIFT 9G
Hubraum in cm³ 3982 cm³
max. Leistung in kW / PS 350 / 476
bei 1/min 5.500 – 6.250
max. Drehmoment in Nm 650 bei 1750 – 4500 u/min
Antrieb 4MATIC Allrad
Kraftstoff-verbrauch kombiniert in l/100km 10,7 – 10,3
CO2-Emissionen kombiniert in g/km 244 – 234
Effizienzklasse F
Beschleunigung 0-100 km/h in s 4,0
Höchstgeschwindigkeit in km/h 250 (optional 270)

V8 Sound mit (etwas weniger) Krawall

Zum Fahreindruck eines AMGs gehört natürlich auch der akustische Eindruck. Der V8 Motor bollert bereits beim Start unabhängig, ob man ihn mit offener oder geschlossener Klappe startet. Super dezent ist dieses Triebwerk auf keinen Fall zu bewegen. Im unteren Drehzahlbereich brabbelt der Motor wahrnehmbar und angenehm. Wer den GLC 63 fordert, der bekommt die komplette AMG Symphonie des Drehzahlbands zu hören. Der V8 klingt dabei sehr melodisch und bassig. Ein Wermutstropfen dabei könnte die gute Dämmung des Innenraums sein, denn es gelangt nicht die komplette Sounderfahrung in den Innenraum.

mercedes glc 63 amg coupe test 3

Der Sound des 2020er Modells ist etwas gedämpfter aufgrund von seit 2018 geltenden EU Richtlinien.

Bei allem Lob muss allerdings auch erwähnt werden, dass der neue GLC 63 seit der Modellpflege die neuen EU Auflagen erfüllen muss. Dadurch ist der Sound durchaus etwas gedämpfter als früher. Außerdem wurden auch die „Effekte“ reduziert. So lässt sich der SUV deutlich seltener zu einer Fehlzündung motivieren. Das extreme Bollern, wenn man den Fuß vom Gas nimmt, wurde definitiv reduziert.

Insgesamt ist die Tonalität etwas dunkler und basslastiger geworden, womit er vermutlich die Dezibelgrenzen einhält. Das eingetragene Standgeräusch beträgt übrigens 91 dB, während der Vorgänger noch 100 dB im Schein hatte.

Design: mächtiges Auftreten

Das GLC 63 steht offensichtlich extrem aggressiv und breit auf dem Asphalt. Schon das normale GLC Coupe macht eine sportliche Figur, aber die AMG Version setzt hier nochmal deutlich einen oben drauf. Die komplette Front sieht dank der AMG spezifischen Schürze und Grill sehr breit und opulent aus. Im Rückspiegel wirkt der GLC dank des Panamericana Grills wie Beast mit Haifischzähnen, die den Vordermann „auffressen“ wollen.

Das Heck wirkt dank der ausladenden Abrisskante und der großen Endrohre ebenfalls sehr mächtig. Abgerundet wird dieses extrem aggressive und sportliche Auftreten durch 21 Zoll große und mattschwarze Schmiederäder, die dem GLC 63 sehr gut stehen.

glc 63 amg heck

Das Heck sieht mit großer Abrisskante und vier Endrohrblenden sehr massiv aus.

Im Innenraum finden sich spezielle Ledersitze im AMG Stil und die Ziernähte sind einem Gelbton gehalten. Weiterhin können optional auch Performancesitze bestellt werden, die etwas mehr Seitenhalt bieten und mehr Racinggefühl liefern.

Infotainment und Konnektivität

Mit MBUX (Mercedes-Benz User Experience) kehrt auch in den GLC 63 ein zeitgemäßes Infotainment System ein. So lässt sich MBUX sehr einfach bedienen und zügig bedienen. Das System reagiert fast so schnell wie ein Smartphone und ist damit angenehmer zu bedienen als die früheren Systeme. Außerdem unterstützt das neue Betriebssystem auch nützliche AR Funktionen, die beispielsweise Navigationspfeile in die reale Welt projizieren kann. Dies funktioniert allesdings nur auf dem Bildschirm und noch nicht auf dem Headup Display. Außerdem zeigt die Kamera die Ampel, wenn man als erster an der Haltelinie steht, damit sich der Fahrer nicht verrenken muss, um die Ampel sehen zu können.

mercedes glc 63 amg coupe interieur test

Das Interieur sieht dank des Performance Lenkrads sehr sportlich aus.

Eine Unterstützung für Apple CarPlay und Android Auto gibt es ebenfalls. Etwas enttäuschend ist, dass CarPlay nach wie vor nicht den kompletten Bildschirm nutzt, sondern nur klein in der Mitte dargestellt wird. Das konnten frühere Systeme schon besser.

Positiv zu erwähnen ist noch die neue Mercedes Me App, die die Bedienung der Standheizung oder Fahrzeugverriegelung aus der Ferne erlaubt. Weiterhin können seit neuestem auch die Fensterscheiben per Fernwartung geöffnet oder geschlossen werden.

Alltagstauglichkeit, Preis und Unterhaltskosten

In Sachen Alltagstauglichkeit macht der GLC 63 auch als Coupé sicherlich keine schlechte Figur. Mit vier vollwertigen Sitzplätzen und einem ordentlichen Platzangebot eignet er sich auch das Familienauto. Die Passagiere im Fond müssen lediglich mit der flacheren Dachlinie und damit kleineren Kopffreiheit klarkommen. Unter der Karosserieform leidet auch das Kofferraumvolumen, dass lediglich 490 Liter beträgt. Das klingt dabei sogar besser als es real ist, da die schräge Heckklappe es nicht ermöglich sperrige Gegenstände zu transportieren. Dennoch bietet das GLC Coupé einen guten Kompromiss gegenüber einem C Coupé.

glc 63 amg coupe panamericana grill

Der Panamericana Grill im neuen Format lässt den GLC 63 sehr mächtig aussehen.

Mit einem Basispreis von 92.296,40 Euro ist das GLC 63 Coupé definitiv kein günstiges Fahrzeug. Vor allem kosten auch die diversen Sonderausstattungen, die eigentlich nicht fehlen sollten einen üppigen Aufpreis. So kann das SUV Coupé schnell über 120.000 Euro konfiguriert werden. Dementsprechend teuer sind auch die GLC 63 Leasing Angebote in unserem Vergleich. Das Fahrvergnügen mit einem V8 aus Affalterbach hat seinen Preis.

Zu den hohen Anschaffungskosten kommen weiterhin noch die deftige Unterhaltskosten hinzu. Der Super Plus Verbrauch bewegt sich je nach Fahrweise zwischen 12 und 20 Litern. So kosten 100km Mobilität schnell mehr als 30 Euro für den Treibstoff. Hinzu kommen die Kosten für Versicherung und Wartung, die ebenfalls nicht gerade gering sind.

Fazit: Die letzte Gelegenheit

Es bleibt festzuhalten, dass der Mercedes-AMG GLC 63 nach wie vor ein extrem sportliches SUV ist, dass dank der Fahrdynamik und dem emotionalen Sound viel Freude bereitet. Das Coupé fährt sich nicht wie ein schwerfälliges SUV, sondern die Ingenieure aus Affalterbach haben viel in ein agiles Fahrverhalten investiert. Auch wenn der Sound etwas dezenter ist als beim Vorgänger ist, zaubert er dennoch dem Fahrer ein Lächeln ins Gesicht. Hier kann man sagen im Gegensatz zu anderen Lebensbereichen, dass das Alte des Neuen Feinds ist.

glc 63 amg coupe mit V8

Es könnte die letzte Chance sein nochmal einen V8 in dieser Klasse zu fahren.

Auf der negativen Seite stehen die Kosten für Anschaffung und Unterhalt. Wer allerdings wirklich gerne einen V8 fahren möchte, für den sollten die Kosten zweitrangig sein. Schließlich ist dies die letzte. Generation des GLCs mit einem solchen Antrieb und Sound. Mit den kommenden Vorschriften der Politik und der Transformation der Automobilindustrie handelt es sich beim GLC 63 Coupé um eine bedrohte Art. Nutzt die letzte Chance ein solches Auto zu fahren!

4.5

Bewertung

Mercedes-AMG GLC 63 AMG Coupe

Antrieb5,0 / 5

Komfort4,0 / 5

Preis / Leistung3,0 / 5

Emotionen4,5 / 5

Konnektivität4,0 / 5

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