Mercedes-Benz GLC 300 e Test: Das beste aus beiden Welten?

10 Minuten Lesezeit

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Der Mercedes-Benz GLC der aktuellen Generation mit dem Baureihencode X253 neigt sich dem Ende seines Lebenszyklus. Er wurde als Nachfolger des kantigen GLK 2015 vorgestellt. Der Popularität des Mittelklasse SUVs schadet das Alter kaum und mit der Modellpflege wurde er 2019 so umfangreich erneuert, dass die Konkurrenz nicht einfach davon fahren kann. Mit der Erneuerung wurden auch die Plugin-Hybrid-Modelle aktualisiert. Die Betonung liegt hier bewusst auf Modelle, denn es gibt zwei Hybrid Optionen für den aktuellen GLC. Einmal den GLC 300 e, der einen Benzinmotor mit einem Elektromotor vereint, sowie den GLC 300 de, der Diesel und Elektro zusammen bringt. Damit ist Mercedes einer der wenigen Hersteller, der beide Verbrennertechnologien gleichwertig elektrifizieren.

Da wir zuvor bereits mit dem GLC 300 (Benziner) unterwegs waren und uns intensiv mit der Modellpflege auseinander gesetzt haben, ist dieser Testbericht insbesondere auf den Antriebsstrang fokussiert. In unserem Fahrbericht zeigt sich, ob der 300 e das beste aus beiden Welten zusammenbringt oder ob man lieber zum puren Elektroauto (pendant EQC) oder Benziner greift.

Zum Fahrbericht gibt es natürlich auch ein Video von unserem YouTube Kanal:

Mercedes-Benz GLC 300 e - Das beste aus beiden Welten? | Test & FahrberichtMercedes-Benz GLC 300 e – Das beste aus beiden Welten? | Test & Fahrbericht

Die GLC Modellpflege mit MBUX

Der Mercedes-Benz GLC hat bereits 2019 seine Modellpflege erhalten. Dabei wurden er technisch rundum erneuert. Dazu zählen neue LED Scheinwerfer, Rückleuchten, verbesserte Assistenten und vieles mehr. Die wichtigste Neuerung findet sich definitiv im Innenraum, denn das altbackende Infotainment System wurde gegen das reaktionsschnelle und vielseitig bedienbare MBUX System getauscht. Dementsprechend kann der GLC auch via Sprache und Touchscreen bedient werden. Optional wird zudem jetzt ein volldigitales Cockpit angeboten, dass verschiedene Anzeigenstile unterstützt.

Neben den technischen Neuerungen gab es natürlich auch optische Veränderungen. So sehen die Leuchtgrafiken vorne und hinten anders aus, es gibt andere Kühlergrilldesigns und neue Lenkräder. Außerdem gibt es jetzt eine neue Lackierung ab Werk. Sie nennt sich Graphitgrau und erinnert ein wenig an die anthrazitfarbenen iPhones in Space Grau.

Design: minimale Akzente des Plugin Hybrids

Der Plugin-Hybrid GLC 300 e selbst ist kaum von den anderen GLC Modellen zu unterscheiden. Bei früheren Hybridautos von Mercedes-Benz war das noch anders. So gab es mal blaue Akzente in den Scheinwerfern oder blau lackierte Bremssättel. Heute erkennt man den Plugin-Hybrid des GLC lediglich an einem Badge mit der Aufschrift EQ Power auf dem Kotflügel oder an der Ladebuchse am Heck, sofern das Fahrzeug keine Typenkennzeichnung hat. Zuletzt gibt es natürlich noch das Unterscheidungsmerkmal, dass der Hybrid ein E Kennzeichen erhalten kann, aber nicht muss.

Mercedes Benz GLC 300e EQ Power Badge

Auf dem Kotflügel hat der GLC 300e einen Badge mit der Aufschrift EQ Power.

Der Plugin-Hybrid Antrieb mit 320 PS Systemleistung

Unter der Haube des GLC 300e arbeitet der bewährte 4 Zylinder Benzinmotor mit 2 Litern Hubraum. Er alleine bringt es auf 211 PS (155 kW) sowie 350nm Drehmoment und damit auf eine identische Leistung wie der GLC 250, den es bis zum Facelift gab. Der Elektromotor leistet 122 PS (90 kW) und bringt 440nm Drehmoment auf die Straße. Gemeinsam kommen beide Aggregate auf eine beachtliche Systemleistung von 320 PS (235 kW).

Damit kann man das rund 2 Tonnen schwere SUV in 5,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen und bis zu 230km/h schnell fahren. Wobei hier gesagt werden muss, dass der Elektro-Boost in den oberen Geschwindigkeiten immer weniger relevant ist. Wer nur auf den Elektromotor zurückgreifen möchte, der kann maximal 130 km/h fahren.

Bei unserer Fahrt waren wir sehr angetan vom Ansprechverhalten des SUVs. Der Antriebsstrang hat den GLC schnell in Bewegung gesetzt. und insbesondere beide Aggregate zusammen schieben beachtlich schnell an. Letzteres lässt sich besonders im Sportmodus erleben, wenn beide Motoren immer auf Abruf bereitstehen. Wenn man nicht aufpasst, fährt man oft mit quietschenden Reifen an der Ampel an. In Sachen Beschleunigung hatten wir vor allem unseren Spaß beim Beschleunigen auf der Landstraße. Auf der Autobahn verfällt der Hybridvorteil jenseits der 150 km/h sehr schnell und am oberen Ende merkt man, dass es doch nur ein 4 Zylinder Aggregat mit Booster ist.

Dank der verbauten Batterie und des höheren Gewichts verlagert sich der Schwerpunkt des SUVs etwas nach unten, was aus unserer Sicht gegenüber anderen Motoren des GLC für eine bessere Kurvenlage sorgt. In unserem Fall dürfte aber auch das Airmatic Luftfahrwerk einen Beitrag hierzu geleistet haben. Mit diesem kann der GLC um ein paar Millimeter abgesenkt werden.

Der Wechsel zwischen rein elektrischem Fahren und der Kombination aus beiden Antriebssträngen gelingt meistens relativ unbemerkt und sanft. Allerdings nicht immer. In manchen Fällen spürt man, dass sich das Auto nicht sicher ist bzw. eine Gedenksekunde benötigt, um zu realisieren wie es am besten den Antrieb „organisiert“. Insbesondere wenn man plötzlich deutlich mehr Leistung verlangt.

Fahrmodi: Dynamic Select gewinnt an Relevanz im Hybrid

Mit verschiedenen Fahrmodi sind die Autos heutzutage viel variabler in ihrer Charakteristik geworden. So kann der Fahrer besser beeinflussen, ob er aktuell lieber komfortabel, besonders sparsam oder sportlich unterwegs sein möchte. Bei einem Plugin-Hybrid gewinnen diese individuellen Fahrprogramme weiter an Relevanz, da sie sich maßgeblich auf das Verhalten der beiden verbauten Antriebe auswirken. So gibt es beim Mercedes GLC 300e mehr Fahrprogramme als bei den Verbrennermodellen. Die Basis bildet aber auch hier der bekannte Comfort Modus, der eine gute Mischung aus Fahrkomfort und Ansprechverhalten bietet. Darüberhinaus gibt es einen Eco Modus, der sparsames Fahren erlaubt unter anderem durch ein deutlich weniger empfindliches Gaspedal. Der Sportmodus kombiniert beide Motoren für die maximale Leistung, macht die Lenkung direkter und das Fahrwerk straffer. In diesem Modus ist der Verbrennungsmotor permanent eingeschaltet. Mit dem Individual Modus kann der Fahrer selbst definieren welche Aspekte aus Lenkung, Fahrwerk, Antrieb usw. wie kombiniert werden soll.

glc 300e plugin hybrid heck anschluss

Der Plugin Hybrid hat den Ladeanschluss hinten.

Neu im Plugin Hybrid sind die beiden Fahrmodi Battery Level und Electric. Der Battery Level Modus erlaubt es dem Fahrer den aktuellen Batteriestand möglichst beizubehalten oder gar leicht zu steigern. Dies ist praktisch, wenn beispielsweise die Fahrt auf dem Land beginnt und die elektrische Reichweite für das spätere Fahren in der Stadt genutzt wird. Bei eventuellen Innenstadtbereichen, die in Zukunft nur elektrischen Fahrzeugen Zutritt gewähren, wäre dies ein nützliches Tool. In diesem Szenario ist der weitere Modus „Electric“ relevant, denn dieser ermöglicht es rein elektrisch zu fahren. Nur bei einem Kickdown schaltet sich hier der Verbrenner ein. Wenn die Batterie leer ist, steht der Modus logischerweise nicht mehr zur Verfügung.

Verbrauch: nur bedingt sparsamer SUV

Der Verbrauch des GLC 300e ist natürlich wie bei allen Plugin Hybrid Fahrzeugen stark abhängig vom Nutzungsprofil. Wie üblich muss man aber zwei Verbrauchswerte beachten und nicht sich nicht von einem niedrigen Benzinverbrauch allein beeindrucken lassen, denn auch der geladene Strom kostet Geld. Dieser liegt schon laut Werksangabe bei über 18 kWh auf 100km. In der Praxis liegt er damit deutlich über 20 und somit ermöglicht der Akku auch oft weniger als 30km rein elektrischen Vortrieb. Der Spritverbrauch kann wenn theoretisch bei null liegen, wenn man nur Kurzstrecken fährt und täglich mit der Batterie auskommt.

Wer jedoch beide Antrieb kombiniert nutzt, dessen Benzinverbrauch liegt schnell bei 6 bis 7 Liter, wenn man versucht beide Antrieb effizient zu kombinieren. Damit ergibt sich nur eine überschaubare Ersparnis gegenüber einem GLC 300 als reinen Benziner. Wer die beiden Antrieb

Elektrische Reichweite und Laden

Der Mercedes-Benz GLC 300e ist technisch betrachtet bereits ein relativ betagtes Fahrzeug und auch der Antriebsstrang zeigt das. Die elektrische Reichweite ist mit 41km (WLTP Herstellerangabe) verhältnismäßig knapp und nicht auf der Höhe anderer Modelle. Die Batterie misst 13,5 kWh, was eigentlich nicht wenig ist im Vergleich zu anderen Hybrid-Autos, aber der hohe elektrische Verbrauch von 20,2 kW/h pro 100km ermöglicht keine großen Reichweite. In der Praxis reicht es oft nur für 25 bis 30km bevor der GLC 300e wieder an den Ladestecker muss.

Mercedes Benz GLC 300e Ladebuchse Plugin Hybrid

Der GLC 300e hat einen Typ 2 Stecker und lädt mit bis zu 7,4 kW.

Dieser ist ein Typ 2 Stecker, der mit den meisten öffentlichen Ladestationen kompatibel ist. Natürlich gibt es auch einen Adapterkabel für die Haushaltssteckdose. Die maximale Ladeleistung des Plugin SUVs beträgt 7,4 kW. Damit kann im besten Fall die Batterie innerhalb von 1,5 Stunden auf 80% aufgeladen werden. Eine vollständige Ladung an der Haushaltssteckdose mit 2,3 kW dauert hingegen 5 Stunden.

Es ist zu erwarten, dass die neue GLC Generation, die vermutlich 2022 vorgestellt wird, mehr elektrische Reichweite und eventuell auch eine höhere Ladeleistung bieten wird. Wünschenswert wären über 100km Reichweite und auch schnelleres Laden mit einem CCS Stecker.

GLC 300e tankdeckel oeffnen schalter

Wer es nicht kennt, der wird sich wundern: Den normalen Tankdeckel muss man zuerst mit einem Schalter entriegeln.

Preise & Förderung: Umweltbonus, E-Kennzeichen, Dienstwagenregelung

Der Preis des 300e ist typischerweise für Mercedes-Benz relativ hoch. Der Basispreis der SUV Variante liegt bei 53.877,25 € inklusive Mehrwertsteuer. Wer ein paar sinnvolle Extras hinzufügt, der erreicht schnell bei einem Gesamtpreis von über 70.000 €. Bedingt durch einen Nettolistenpreis von über 40.000 € qualifiziert sich der GLC nur für den geringeren Umweltbonus von 3.750 €. Mit der begrenzten Innovationsprämie sind es immerhin 5.625 €, da der staatliche Anteil aktuell verdoppelt wurde. Unabhängig davon, ob diese Innovationsprämie ab 2022 weiter fortgeführt wird, wird der GLC leider nicht mehr förderfähig sein, sofern die geplanten Regeln nicht angepasst werden. So soll gelten, dass ein Plugin-Hybrid zukünftig mindestens 60km rein elektrisch fahren muss oder weiterhin maximal 50g CO2 pro Kilometer ausstoßen darf. Beides schafft der 300 e nicht.

Da die aktuelle Generation des GLCs ausläuft ist auch nicht mehr mit einem Update seitens Mercedes-Benz zu rechnen, um neue Richtlinien einzuhalten. Vielmehr steht die neue GLC Generation praktisch schon in den Startlöchern. Ähnlich wie bei der neuen C-Klasse (BR 206) dürfte der neue Hybrid dann gut 100km elektrische Reichweite erzielen und damit förderfähig sein.

Neben den Kaufoptionen gibt es natürlich auch die Option ein GLC 300 e Leasing Angebot zu suchen. Derzeit sind aufgrund von langen Lieferfristen allerdings kaum interessante Angebote erhältlich. Da es auch keine Förderung mehr gibt, lohnt sich sicher das Warten auf die nächste Generation.

Fazit: Kein perfekter Kompromiss

Insgesamt ist der GLC 300e natürlich wie jeder GLC ein hervorragender Mittelklasse SUV, der seit dem Facelift ein modernes Infotainment System hat. Er bietet viel Platz, Komfort und eine bewährte Technik. Damit ist er definitiv zu empfehlen. Der GLC 300e bietet eine solide Antriebsplattform, die für bestimmte Szenarien sinnvoll sein kann. Die kombinierte Antriebsleistung macht durchaus Spaß und die 320 PS treiben das SUV schnell vorwärts. Emotional wie bei einem GLC 43 AMG wird es aber nicht und der Verbrauch ist nicht soviel geringer bei sportlicher Fahrweise.

Wer sparsam mit GLC 300e fährt, der kann wenn er regelmäßig lädt Verbrauchsvorteile gegenüber dem reinen Benziner erzielen. Letztlich hängt es aber wirklich davon, dass regelmäßig geladen wird. Da die elektrische Reichweite mit maximal 30km beträgt ist man praktisch gezwungen jeden Tag laden zu können. Für viele wird die elektrische Reichweite vielleicht aber nicht mal zum Pendeln ausreichen. Aus unserer Sicht ist der Plugin Hybrid Antrieb noch nicht vollständig ausgereift in dieser Generation. Da bald ein Generationswechsel ansteht, raten wir dazu auf die folgende GLC Hybrid Generation zu warten.

Die aktuelle Generation X253 und C253 zeichnet sich mehr durch das Angebot an V6 und V8 AMG Optionen aus, die es bald nicht mehr geben wird. Den GLC 63 AMG Coupé haben wir übrigens auch getestet. Alternativ bietet sich auch der EQC an, wenn man eine vollelektrische Lösung präferiert. Der Kompromiss aus beiden Welten im 300e ist aus unserer Sicht eher ein suboptimaler Kompromiss gegenüber einem vollwertigen Benziner oder Elektro GLC / EQC.

[GLC 300 e 4MATIC SUV: Kraftstoffverbrauch gewichtet: 2,6-2,2 l/100 km; CO₂-Emissionen gewichtet: 60-50 g/km; Stromverbrauch gewichtet: 18,6-16,3 kWh/100 km.]

3.9

Bewertung

Mercedes-Benz GLC 300 e 4Matic Plugin-Hybrid

Antrieb3,5 / 5

Komfort4,5 / 5

Preis / Leistung3,5 / 5

Emotionen3,0 / 5

Konnektivität4,5 / 5