BMWs neue Elektro-Architektur

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BMWs neue Elektro-Strategie

Bisher hatte BMW auf eine dedizierte Elektro-Architektur / Plattform verzichtet, um Kosten zu sparen. Das einzige Fahrzeug, das mit einer eigenen Elektro-Plattform erschienen ist, war der i3. Da dieser sich aber als relativ kostspielig herausgestellt hat, wurde eine eigene Elektro-Plattform erst einmal pausiert. Aktuell baut BMWElektroautos, Hybride und Verbrenner auf einer Mehrzweck-Plattform. So ist auch der Elektro-SUV iX3 auf der Plattform vom regulären X3s erschienen. Inzwischen hat BMW bekannt gegeben, dass bis voraussichtlich 2025 eine eigene Elektro-Architektur entwickelt wird. 

Der Betriebsrat setzt sich durch

Getrieben wurde diese Idee vor allem durch den hauseigenen Betriebsrat. Dieser hatte schon im Sommer 2020 gefordert, eine eigene Elektro-Plattform zu entwickeln. Der Betriebsratschef Manfred Schoch sagte damals, “Nur mit einer eigenen E-Architektur können wir die Vorteile eines Elektrofahrzeugs voll ausschöpfen”. “Eine E-Plattform wäre für BMW dringend erforderlich, um von Wettbewerbern aus Kalifornien oder China nicht überholt zu werden”, meinte Schoch. Das Problem bei einer flexiblen Mehrzweck-Plattform für alle Antriebe sei, dass man zu viele Kompromisse eingehen müsse. Laut Medienberichten hat Konzernchef Zipse aber inzwischen klargestellt, dass auch die neue Plattform mit Verbrenner-Antrieben kompatibel ist. Wir können also eine neue Plattform erwarten, die primär für Elektroautos gedacht ist, aber auch für Verbrenner genutzt werden kann.

Das spricht für eine eigene Elektro-Plattform

Zipse begründet die Entscheidung unter anderem mit dem Umstand, dass 2025 sowieso eine Erneuerung der Plattform ansteht. Außerdem möchte BMW einen Schwerpunkt auf die Elektromobilität setzen, da BMW eine erhöhte Nachfrage bis 2025 prognostiziert. Ein weiterer, nicht unwesentlicher Grund für die Elektro-Plattform dürften die höheren Anforderungen von der EU an CO2-Emissionen sein. Politische Vorteile für lokal CO2 neutrale Fahrzeuge sehen wir schon heute, wie zum Beispiel das gratis Parken in der Stadt oder Vorteile bei der Kfz-Steuer. Abgesehen davon baut man schlicht und ergreifend bessere E-Autos mit einer maßgeschneiderten Plattform. Wie der Betriebsratschef schon angedeutet hat, müssen so weniger Kompromisse eingegangen werden. Und letztendlich liegt es im Interesse von BMW hervorragende Autos zu fabrizieren. Das schließt E-Autos mit ein. 

Die E-Plattform wird in Ungarn produziert

Die Fahrzeuge mit neuer Elektro-Architektur werden im neuen BMW Werk im ungarischen Debrecen produziert. Da die Plattform auch mit Verbrennern kompatibel sein wird, werden BMW Kunden weiterhin die Möglichkeit haben, den Antrieb zu bekommen, den sie wollen. Konzernchef Zipse geht allerdings davon aus, dass bis 2025 mehr BMW-Kunden ein Elektroauto kaufen als eins mit Verbrennungsmotor. Wenn er rein elektrische Fahrzeuge meint, ist dies sicherlich eine gewagte Prognose. Dennoch ist es sicherlich für den innerstädtischen Verkehr wünschenswert. 

Vorbild Volkswagen?

Volkswagen nutzt bereits eine eigene Elektro-Plattform. Auf dem Modularen Elektrobaukasten (MEB) von VW basieren bereits die Elektromodelle der Marken VW, Audi, Skoda und Seat. Bei dem hohen Fahrzeugvolumen vom VW Konzern ist eine eigene Plattform natürlich Pflicht. Dennoch ist es denkbar, dass sich BMW nicht abhängen lassen möchte und unter anderem auch deswegen die Strategie geändert hat. Auch Mercedes bringt eine eigene Plattform für Elektroautos. 

MEB | Copyright Volkswagen

Dank MEB deckt das ID. Chassis ein besonders großes Fahrzeugspektrum ab – von Kompaktklasse über SUV bis zu Limousinen und Vans.

Renaissance der i3-Philosophie

Nachdem der iX3 nicht auf einer dedizierten Plattform basiert, war der Strategiewechsel durchaus interessant. Rückblickend muss man sagen, dass der i3 seiner Zeit durchaus voraus war. Schließlich wurde er bereits 2013 mit eigener Plattform gebaut. Das Problem war damals der vergleichsweise hohe Preis. Außerdem war das Fahrzeug noch nicht auf unterschiedliche Batteriegrößen ausgelegt. Das sind Problem, die man heute realistisch angehen kann. Vor allem das Preisproblem wird durch die Politik immer mehr relativiert. Die finanziellen Unterstützungen im Zuge der Corona-Krise haben die Verkaufszahlen des i3 beflügelt. Die sehr hohe Innovationsprämie sowie die reduzierte Mehrwertsteuer haben sicherlich einige Käufer überzeugt. Außerdem wird es vergleichsweise immer günstiger, ein E-Auto zu fahren durch kostenfreies Parken, Befreiungen bei der Kfz Steuer und hohe Mineralölsteuern. Zynisch lässt sich sagen, dass es im Umkehrschluss teurer wird, Verbrenner zu fahren. Außerdem wird natürlich auch die Technik günstiger.

 

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